Die Insolvenz-Welle ist da – es trifft die Kleinen und den Mittelstand

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WELT


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-----> Die Insolvenz-Welle ist da – es trifft die Kleinen und den Mittelstand


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Artikel von Carsten Dierig 


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29.06.2023 um 11:32


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Galeria, Peek&Cloppenburg, Gerry Weber, der Schuhfilialist Reno – sie alle teilen ein Schicksal. 


Creditreform meldet einen Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen von über 16 Prozent, die höchste Steigerungsrate seit gut 20 Jahren. 


Ein Grund sind die Corona-Hilfen des Staates. 


Sie werden zum Bumerang.


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-----> Im Einzelhandel hat es zuletzt besonders viele prominente Akteure erwischt 


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Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt stark an. 


Im ersten Halbjahr gab es rund 8400 Firmenpleiten, meldet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform.


Das sind 16,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – eine höhere prozentuale Zunahme gab es zuletzt vor gut 20 Jahren. 


„Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung“, sagt Patrik-Ludwig-Hantzsch, der Leiter Wirtschaftsforschung bei Creditreform.


------> „Nach Jahren sinkender Insolvenzzahlen hat sich der Trend gedreht.“


Und diese Negativentwicklung wird sich nach Einschätzung der Experten in den kommenden Monaten mindestens fortsetzen, möglicherweise sogar noch weiter beschleunigen.


„Weil die Konjunkturaussichten für das laufende Jahr verhalten bis düster ausfallen, ist mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen zu rechnen“, heißt es im Halbjahresbericht von Creditreform. 


Verschärft wird die Lage dabei zum einen durch das schlechte Konsumklima infolge der hohen Inflation. 


-----> Das nämlich lässt Umsätze und Erträge sinken, gleichzeitig steigen aber die Zinsen.


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„Für eine zunehmende Anzahl an Unternehmen ist die Schuldentragfähigkeit schon unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr gegeben. 


Jede weitere Erhöhung des Zinsniveaus wird für die Unternehmensstabilität in Deutschland problematisch“, erklärt Hanztsch.


-----> Zum anderen wird die Rückzahlung von Corona-Hilfen zur Belastung für viele Unternehmen. 


-----> „Die großzügig verteilten Staatsgelder der Vergangenheit werden zum Bumerang“, sagt Hanztsch.


 „Die Rückzahlung der Hilfen und teils verschleppten Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse.“


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-----> Steigende Fallzahlen in sämtlichen Wirtschaftsbereichen


Überdurchschnittlich stark ist diese Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe und im Handel ausgeprägt.


Wobei die mit Abstand meisten Insolvenzen der Creditreform-Analyse zufolge wie schon seit Jahren im Dienstleistungssektor passieren.


Beim Blick auf die Unternehmensgrößen wiederum fällt auf, dass die Zahl der Pleiten bei mittleren und großen Unternehmen rasant zulegt.


So gab es von Januar bis Juni rund zwei Drittel mehr Insolvenzen bei Firmen mit über 250 Mitarbeitern.


Bei Betrieben mit 51 bis 250 Beschäftigten lag die Steigerungsrate sogar bei gut 133 Prozent.


Mit den hohen Fallzahlen steigen auch die verursachten Schäden.


Rund 13 Milliarden Euro drohen Gläubiger wie Lieferanten oder Kreditgeber im ersten Halbjahr zu verlieren, das sind gut drei Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum.


Die Summe der ausfallbedrohten Forderungen liegt damit bei rund 1,6 Millionen Euro pro Insolvenzfall. 


Gleichzeitig stehen fast doppelt so viele Arbeitsplätze auf der Kippe:


------> 125.000 Arbeitnehmer sind im bisherigen Jahresverlauf 2023 von einer Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen.


Viele davon betreffen prominente Fälle. 


So mussten in den ersten sechs Monaten die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die Modehändler Peek&Cloppenburg, Gerry Weber und Hallhuber sowie der Schuhfilialist Reno Insolvenz anmelden, dazu die Bioladenkette Basic, der Herrenmodehersteller Ahlers oder auch der Personaldienstleister Argo aus Hamburg. 


-----> Und gerade im Handels- und Modebereich scheint es nun zu einer tiefgreifenden Marktbereinigung zu kommen.


Galeria Karstadt Kaufhof jedenfalls schließt reihenweise Filialen. 


Ebenso Gerry Weber. 


Das Unternehmen aus Halle in Westfalen hat just verkündet, im Zuge der Sanierung 122 der aktuell 171 Läden in Deutschland nicht mehr weiterbetreiben zu wollen. 


-----> Und auch der Schuhhändler Reno wird weitgehend abgewickelt, 150 der 180 Filialen müssen schließen.


Von einer Insolvenzwelle will Creditreform angesichts der sprunghaften Steigerungen bei den Insolvenzzahlen trotzdem nicht sprechen.


 „Es handelt sich eher um eine Normalisierung“, sagt Experte Hantzsch mit Verweis auf die geänderten Insolvenzmeldepflichten während der Corona-Pandemie, als es trotz wirtschaftlich angespannter Lage auffallend wenige Pleitefälle gegeben hat.


In Vor-Corona-Zeiten wiederum lagen die Halbjahreszahlen oftmals sogar über dem aktuellen Wert und auch die Arbeitsplatzverluste waren mit den jetzigen zahlen vergleichbar.


Unterstützung bekommt Hantzsch daher vom Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). 


Auch dort ist von einer „langsamen Normalisierung des Insolvenzgeschehens“ die Rede – und von absehbar weiter steigenden Zahlen.


„Derzeit sehen wir in unserer täglichen Arbeit einen erhöhten Beratungsbedarf bei den Unternehmen“, sagt der VID-Vorsitzende Christoph Niering. 


Vor allem in der Baubranche, bei den Automobilzulieferern und im stationären Einzelhandel, dem Krisendauerbrenner, sei die Lage angespannt.


Das bestätigt auch eine Studie der TU Dresden und der Beratungsgesellschaft Roland Berger.


Auch sie sieht eine erhöhte Insolvenzgefahr in diesen drei Branchen.


„Gerade hochverschuldete Unternehmen laufen Gefahr aufgrund stark gestiegener Zinskosten besonders unter Druck zu geraten.


Darüber hinaus werden Kredite teurer und restriktiver vergeben, sodass die Finanzierung dieser Unternehmen nicht mehr gesichert ist.“


VID-Chef Niering rechnet zudem mit zunehmend vielen Pleiten im Bereich von Krankenhäusern und der stationären Pflege. 


Und tatsächlich listet Creditreform bei den größten Insolvenzen im ersten Halbjahr gleich mehrere Fälle aus diesem Bereich auf, darunter die Krankenhausbetreiber Imland aus Rendsburg in Schleswig-Holstein und Diako aus Flensburg sowie den Pflegeheimbetreiber Convivo aus Bremen.


„Nachdem im Krankenhausbereich die Corona-Hilfen ausgelaufen sind, nimmt die Bundesregierung nun abrupt den Fuß vom Gas weiterer Förderungen“, erklärt der Insolvenzverwalter aus Köln.


„Mit dem Ziel einer Neuausrichtung der Krankenhauslandschaft nimmt die Bundesregierung die Insolvenz von Krankenhäusern bewusst in Kauf.“ 


Die Insolvenz werde dort, sagt Niering, offenbar als staatlich gelenktes Instrument der Marktbereinigung gesehen.


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Quelle:


https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/die-insolvenz-welle-ist-da-es-trifft-die-kleinen-und-den-mittelstand/ar-AA1dcuSh?ocid=msedgdhp&pc=U531&cvid=b69fe50824fd4714b9e137669d8219f3&ei=25


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June 30, 2023 11:51 AM